An den Futuresmärkten treffen zwei große wichtige Gruppierungen aufeinander: da sind zunächst die Commercials. Ein anderer Begriff für Commercials ist Hedger. Diese Gruppe agiert an den Terminmärkten aus Gründen der Absicherung. Die zweite Gruppe sind die Non-Commercials. Ein Teil dieser Marktteilnehmer wird oft als Large Speculators bezeichnet. Ihre Absicht ist die Spekulation auf Preisänderungen.

Commercials und Large Speculators sind „anzeigepflichtige“ Marktteilnehmer (Reportables), d.h. sie halten Kontraktpositionen in einem Markt, deren Größe eine von der CFTC festgelegte Höhe überschreitet. Es existiert noch eine dritte Gruppe von Marktteilnehmern, die Small Speculators, die aufgrund ihres geringen Anteils am Volumen der gehandelten Kontrakte einen geringeren Einfluss auf das Marktgeschehen ausüben, deren Positionierung jedoch auch in unsere Handelsplanung einfließen wird.

In diesem und dem nächsten Artikel spreche ich darüber, wer diese Gruppen sind und mit welchen Absichten sie am Markt agieren.

 

Die Commercials (Hedger)

Die Gruppe der Commercials, der kommerziellen Händler, besteht aus zwei verschiedenen Teilnehmergruppierungen: 

  • Producer (Produzenten)
  • Users, Consumers (Abnehmer)

Die erste Gruppe produziert oder fördert einen Rohstoff. Es handelt sich um landwirtschaftliche Kooperativen und Genossenschaften (seltener um einzelne Landwirte, evtl. um Großgrundbesitzer). Und darunter fallen auch Öl-, Gas- und Bergbaugesellschaften. 

In der Gruppe der Abnehmer und Konsumenten finden sich dann die weiterverarbeitende Industrie, Großhandelskonzerne oder einflussreiche Einzelhandelsgenossenschaften.

Commercials - LogosDie Commercials werden auch oft als das „Smart Money„, das „schlaue Geld“ bezeichnet. Sie besitzen den Rohstoff, produzieren und verarbeiten ihn weiter. Sie wissen, wie die Ernten oder Erträge ausfallen werden und wie die Preise dadurch beeinflusst werden. Und sie werden sich rechtzeitig vor ungünstigen Entwicklungen schützen.

Absicherung (Hedging) —  das Ziel der Commercials

Commercials agieren am Futuresmarkt nicht, um unmittelbar Gewinn mit ihren Produkten zu erwirtschaften. Producer besitzen eine Ware oder einen Rohstoff und wollen diese Ware oder Rohstoff verkaufen. Consumer benötigen diesen Rohstoff zur Weiterverarbeitung oder die Ware zum Weiterverkauf.

Beide wollen sich gegen Preis- und Angebotsschwankungen absichern. Hedger tätigen ihre Käufe oder Verkäufe ausschließlich zu dem Zweck, das aktuelle Preisniveau im Voraus für etwas festzuschreiben, das sie später auf dem Kassamarkt kaufen oder verkaufen wollen.

Sie tun dies, indem sie am Futures-Markt eine identische, aber entgegengesetzte Position einnehmen als am Kassamarkt. Wenn der Preis der Ware schwankt, ist der Hedger geschützt, da Verluste in einem Markt durch Gewinne auf dem anderen Markt ausgeglichen werden, unabhängig davon, in welche Richtung sich der Preis bewegt. 

Ein Beispiel: 

Ein Schmuckhersteller muss innerhalb von sechs Monaten zusätzliches Gold von seinem Lieferanten kaufen. Er befürchtet, dass der Goldpreis steigen wird. Um das Preisniveau festzulegen, zu dem Gold derzeit notiert wird, kauft er einen Futures-Kontrakt zu einem Preis von beispielsweise 1.350 USD pro Unze.

Wenn der Kassamarktpreis von Gold sechs Monate später auf 1.470 USD gestiegen ist, muss er seinem Lieferanten diesen Betrag zahlen. Die zusätzlichen Kosten von 120 USD pro Unze werden jedoch durch einen Gewinn von 120 USD pro Unze ausgeglichen, wenn der bei 1.350 USD gekaufte Terminkontrakt für 1.470 USD verkauft wird.

Commercials handeln gegen den Trend

Viele unerfahrene Beobachter sind zunächst irritiert vom Verhalten der Commercials: wenn die Preise sinken, kaufen sie während des gesamten Downswing, wenn sie steigen gehen sie short und verkaufen. Warum verhalten sie sich so? 

 

Crude oil 2years - Price + Commercial NetPositin
Crude Oil und Nettopositionen Commercials

 

Commercials spekulieren nicht. Das Geschäft eines Produzenten ist es, eine Ware zu verkaufender Abnehmer auf der anderen Seite benötigt diese Ware, um sie weiterzuverarbeiten (oder weiter zu verkaufen). Der Produzent profitiert also vom steigenden Preis. Deshalb wird er um so stärker verkaufen — also Short gehen — je mehr die Preise steigen. Und der Konsument: er wird sich in dem Fall zurückhalten.

Diese Tatsache gilt auch im entgegengesetzten Fall: sinken die Preise, werden die Konsumenten kaufen — Long gehen — und ihre Läger auffüllen. 

Der Chart zeigt die Preisentwicklung (oben) und die Nettopositionen im Crude Oil (Wochenchart) über die Dauer von zwei Jahren (Okt. 2017 — Sept. 2019). Beachte hierbei auch die Y-Achse im unteren Chart, der die Nettopositionen der Commercials darstellt: die Werte schwanken zwischen -200.000 und -800.000 Kontrakten; Commercials sind tendenziell Netto Short!

Irgendwann hat der Markt dann einen Sättigungsgrad erreicht oder, wie man auch manchmal hört: er ist „heißgelaufen„. Dieses überkaufte bzw. über-verkaufte Marktniveau kann man an den extremen Marktpositionen der Commercials ablesen. Die Commercials werden jetzt beginnen, ihre aktuellen Positionen abzubauen, der Markt geht in die Korrektur oder es bahnt sich eine Trendwende an.

Der COT-Report ist der Bericht, der uns Woche für Woche die Positionen der Commercials eröffnet. Seine Auswertung ermöglicht uns den Einblick in das zu erwartende Marktgeschehen.

Im nächsten Beitrag befasse ich mich mit der Rolle der Spekulanten am Futuresmarkt. Hierbei handelt es sich um diejenigen Teilnehmer am Markt, die spekulative Geschäfte in großem Umfang tätigen. Es sind institutionelle Trader, Hedgefonds oder große Investoren, die mit ihren Positionen die Grenze der Meldepflicht überschreiten.

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