Immer wieder fragen Neueinsteiger im Futureshandel: „Ja, aber – der Handel ist doch wahnsinnig teuer? Wenn ich Weizen handeln will, kaufe ich einen Kontrakt, dann sind das ca. 136 Tonnen Weizen! Wenn jetzt die Tonne Weizen ca. 200 Dollar kostet, wären das schon 27.000 Dollar…“ 

 

Wer kann das bezahlen?

Noch ein anderes, konkretes Beispiel:

Der aktuelle Preis für Gold (Ende März 2020) liegt bei 1.625$ je Feinunze (troy ounce, abgek. oz). Ein Futureskontrakt beläuft sich auf 100 oz.

Ein Kontrakt Gold repräsentiert also einen Edelmetallwert von 162.500$.

Selbst mit einem Handelskonto von 100.000$ könntest du also NIEMALS eine Position im Goldmarkt eröffnen.

RICHTIG?

NEIN!

UND WARUM NICHT?

WEIL der Futureshandel ein Margin-Basierter Handel ist. Du verfügst bei deinem Broker über ein Marginkonto. Was heißt das alles und was bedeutet es für dich als Trader?

Was ist die “Margin”?

Das Verständnis des Margin-Konzepts ist eine wesentliche Grundlage im Futurestrading. Erst wenn du dieses Konzept verstanden hast, kannst du mit dem Geld auf deinem Handelskonto korrekt umgehen und Gewinn erwirtschaften. Ein falsches Verständnis dieses Konzepts kann dagegen böse Folgen für dich haben.

Eine “Margin” gibt es auch am Wertpapiermarkt. Die Margin am Futuresmarkt hat jedoch eine ganz andere Bedeutung. Anders als beim Kauf von Aktien ist die Margin bei Futures keine Anzahlung, sondern eine Sicherheitsleistung, gewissermaßen ein Pfand, das der Trader aufbringt, um eine Position eröffnen zu können.

Diese Margin wird in Börsenkreisen “Good-Faith-Deposit” genannt – eine “Einlage auf Treu und Glauben”.

Die Margin ist veränderlich. Sie wird von der Börse auf der Grundlage des Risikos und der Volatilität an einem Markt als Wert pro Kontrakt festgelegt. Üblicherweise bewegt sich die Margin im Bereichen von 3% – 12% des Kontraktwertes. Wenn die Marktvolatilität oder die Preisschwankung auf einem Terminmarkt steigt, steigen auch die Marginsätze.

Der Broker wiederum erhebt einen zusätzlichen Aufschlag auf diesen Mindest-Marginsatz, um sein eigenes Risiko zu abzusichern.

Welche Arten von Margin gibt es?

Im Zusammenhang mit Margin müssen drei Begriffe geklärt werden:

  • Intraday Margin

  • Initial (Overnight) Margin

  • Maintenance Margin

Intraday Margin

Das ist der Betrag, den du bei Eröffnung einer Position auf deinem Konto vorhalten musst. Diese Sicherheitsleistung wird immer fällig (und auf deinem Handelskonto blockiert), wenn innerhalb eines Börsentags gehandelt wird. Wird die Position zu Börsenschluss glattgestellt, wird dieser Betrag wieder freigegeben (und die Konto natürlich mit eventuellen Verlusten aus dem Trade belastet bzw. Gewinne gutgeschrieben).

Hältst du die Position “über Nacht”, wird eine andere, höhere Margin fällig.

Hierzu musst du folgendes Wissen:

Der elektronische Handel an vielen US-Futuresbörsen ist nahezu 24 Stunden am Tag möglich.

Grafischer Überblick Handelszeiten US-Futures
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Dein Broker wird jedoch einen Zeitpunkt festsetzen, bis zu dem du deine Intraday-Positionen glattstellen musst.

Versäumst du diesen Zeitpunkt, wird aus deiner Intraday- eine Overnight-Position. Und jetzt wird die höhere Margin fällig.

Kannst du dieser Anforderung nicht nachkommen, wird deine Position vom Broker geschlossen und es wird eine zusätzliche Gebühr fällig.

Du solltest also die Geschäftsbedingungen deines Brokers genau lesen, jeder Broker hat hier andere Bestimmungen, Margins und Gebühren.

Initial (Overnight) Margin

Wie soeben angesprochen, ist das die Margin, die fällig wird, wenn du deine Position nicht zum Schluss des Börsentags – oder besser zum Zeitpunkt, den dein Broker vorgibt – schließt.

Maintenance Margin

Maintenance Margin ist der Mindestbetrag (die Mindesteinlage) auf dem Konto, der bei einem Verlust aus der Futures-Position nicht unterschritten werden darf.

Läuft der Markt gegen dich und generiert Verluste, wird das auf deine Margineinlage angerechnet. Es verringert diese also. Steigt dieser Verlust so weit an, dass deine Einlage UNTER den Wert der Maintenance Margin abzusinken droht, erhältst du einen sog. “Margin-Call” von deinem Broker. Das ist die Aufforderung, sofort die Mittel aufzubringen, um das Konto wieder auf das ursprüngliche Marginniveau zu bringen.

Wenn du den Margin-Call nicht erfüllen kannst, kannst du deine Position entsprechend dem auf deinem Konto verbleibenden Kapitalbetrag reduzieren. Ansonsten wird sie automatisch liquidiert, sobald sie unter die Höhe der Maintenance-Margin fällt (was wiederum zusätzliche Kosten in Form von Gebühren verursacht).

geld aus dem Fenster werfen

 

Ein Zahlenbeispiel (ohne Bezug zu realen Werten)

Angenommen, die Initial Margin auf einen Corn-Futures-Kontrakt (über 5.000 bushel ? ) beträgt 1.000$ und die Maintenance Margin 700$. Für den Kauf eines Corn-Kontrakts ist also eine anfängliche Margin von 1.000$ erforderlich. Wenn der Preis für ein bushel Corn um 6 ¼ ct oder 312,50$ pro Kontrakt sinkt, erhält der Trader einen Margin-Call und muss jetzt eine zusätzliche Einlage von 312,50$ bringen, um das Niveau wieder auf Höhe der Initial Margin zu bringen.

Welche Margin verlangt mein Broker?

Das ist unterschiedlich! Es ist daher nötig, die Bestimmungen deines Brokers GENAUESTENS zu studieren, um hier keine bösen Überraschungen zu erleben!

Hierbei gilt es zu beachten:

  • nicht nur die Höhe der jeweiligen Margin differenziert von Broker zu Broker

  • auch die Bestimmungen unterscheiden sich deutlich voneinander

Hierzu zwei Beispiele. Es handelt sich um “Ausrisse” aus den Margintabellen von

1.) Interactive Brokers (https://www.interactivebrokers.eu/de/index.php?f=4745&p=fut)

Ausschnitt Margins bei Interactive Brokers

Die oben angesprochenen Punkte gehen hier ziemlich klar aus der Tabelle hervor.

Es geht auch anders, bisschen umständlicher:

2.) AMP – Futures (https://www.ampfutures.com/trading-info/margins/)

Ausschnitt Margins bei AMP-Futures

Die Bedeutung der Margin im Futureshandel

Wenn ein Broker dir einen Teil des Gelds, der für den Kauf einer Aktie nötig ist, leiht, bezieht sich der Begriff „Margin“ auf die Anzahlung, die du beim Kauf hinterlegen musst. Im Gegensatz dazu ist ein Futures rechtlich gesehen eine Verpflichtung (Vertrag) und kein Vermögenswert und hat keinen Wert als Sicherheit für einen Kredit.

Wenn du einen Futures- (Termin-) Kontrakt abschließt, musst du eine Zahlung leisten, die als „Einschusszahlung“ oder „Erfüllungsgarantie“ bezeichnet wird, um potenzielle Verluste zu decken – die Initial Margin.

Für einen relativ kleinen Geldbetrag (eben die Margin-Anforderung) kann ein Futures-Kontrakt im vielfachen Wert gekauft oder verkauft werden. Je kleiner die Margin-Anforderung im Verhältnis zum zugrunde liegenden Wert des Futures-Kontrakts ist, desto größer ist die Hebelwirkung.

Aufgrund dieser Hebelwirkung können kleine Preisänderungen in kurzer Zeit zu großen Gewinnen — ABER AUCH zu hohen Verlusten führen.

Zurück zu dem Preisbeispiel vom Anfang – Kauf eines Gold-Futures über Interactive Brokers:

  • Du kaufst einen Kontrakt eines COMEX-Gold-Futures zu $1.625

  • Jeder Kontrakt steht für 100 Unzen Gold

  • Initial Margin = $4.250

  • Du verkaufst den Kontrakt bei $1.630

  • Gewinn: $5 pro Unze oder $500 pro Kontrakt

  • Wenn du tatsächlich Gold kaufen und einen Gewinn von 5 Dollar machen würdest, würde dies einem Gewinn von 0,3076% entsprechen ($5/$1.625)

  • Da du jedoch den Gold-Futures-Kontrakt gekauft hast, wird der Gewinn auf der Grundlage der für diesen Handel verbuchten Margin oder 4.250$ berechnet, und es würde sich ein Gewinn von 11,764% errechnen (500$/4.250$).

Obwohl der prozentuale Gewinn auf dem Terminmarkt hoch ist, solltest du daran denken, dass dort, wo es große Profite gibt, immer auch ein hohes Risiko besteht. Wenn du bei deiner Gold-Futures-Position mit einem Kontrakt 5 Dollar pro Unze verlierst, würde dein Verlust ebenfalls 11,36% betragen.

Fazit:

Abschließend lässt sich sagen: Das Margin-Konzept macht Futures zu gehebelten Produkten. Das heißt, du kannst mit einem vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz Rohstoffe von weitaus höherem Wert handeln. Der eingesetzte Marginbetrag ist dabei keine Anzahlung, sondern ein Pfand, das dir bei der Schließung deiner Position – unter Verrechnung evtl. Verluste – zurückerstattet wird.

Wo hohe Gewinne warten, lauern allerdings auch große Risiken! Achte daher immer darauf, dass du dich nicht „überhebelst„. Denn nicht wenige Trader haben mit gehebelten Produkten ihr Konto sehr schnell an die Wand gefahren. Und wenn du erst bei dem gefürchteten Margin-Call beginnst, nachzurechnen und zu -denken, kann es meist zu spät sein!

Berechne daher immer dein Risiko. Es gibt Märkte, die bei relativ kleinem Kapitaleinsatz immense Gewinne versprechen. Dies bedeutet oft aber auch, dass kleine Preisbewegungen gegen dich zu immensen Verlusten führen können!

 


 

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Featured Picture: Reimund Bertrams auf Pixabay

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