Hinter der Kategorie Softs verbirgt sich die bunteste Mischung an Rohstoffen, die an den Futuresmärkten gehandelt wird. Kaffee, Orangensaft, Kakao, Zucker, Baumwolle und sogar Lumber, also Nutzholz, fallen in diesen Sektor. Ähnlich inhomogen fallen die Notierungen und Preisberechnungen aus. Die Softs gehören zu den am kompliziertesten zu berechnenden Rohstoffen; jeder Kontrakt innerhalb dieser Kategorie hat eine exklusive Kontraktgröße, einen eigenen Tick-Wert und damit auch einen individuellen Multiplikator.

Der Rohstoffsektor der Softs zeichnet sich durch den Umstand aus, dass der weitaus größte Teil dieser Produkte außerhalb der USA produziert werden. Mit Ausnahme von Lumber werden die Softs alle an der ICE (Intercontinental Exchange) gehandelt.

Die Tabelle zeigt einen Überblick über die Rohstoffe in diesem Sektor:

Notierungen und Preisberechnungen Softs - Commodities
Abb. 1: Kontraktgrößen und Spezifikationen der „Softs“ – Rohstoffe

Mit Ausnahme von Kakao und Lumber wird jeder dieser Futureskontrakte in Cents pro Pfund („Pound“) notiert. Folglich ist der Multiplikator zwar stets ein anderer, aber die Methode zur Berechnung von Gewinn, Verlust und Risiko ist ähnlich.


zu den US- Maßeinheiten und Gewichten findest du im Anhang eine Übersicht:
Anhang » Glossar » US – Maße und Gewichte


 

Notierungen und Preisberechnungen bei Kakao

Kakao wird in runden Dollarbeträgen pro Tonne notiert; d.h., die Preise werden nicht in Cents aufgeschlüsselt. Dieses Konzept ist manchmal etwas verwirrend für angehende Trader, die sich an in Cents notierte Rohstoffe gewöhnt haben. Wenn z.B. aus einer Börsennotiz hervorgeht, dass der Preis für Dezember-Kakao bei 2100 liegt, ergibt sich daraus, dass der Preis bei zweitausendeinhundert Dollar pro Tonne liegt. Dein Broker würde einfach „einundzwanzighundert“ sagen, um die Notierung mündlich mitzuteilen.

Jeder Kakaokontrakt steht für zehn Tonnen des Produkts; daher kann der Dollarbetrag einer Marktbewegung einfach durch Anhängen einer Null bzw. Multiplikation mit zehn ermittelt werden. Zur Veranschaulichung:

Wenn die tägliche Preisänderung +22 beträgt, hätte ein Händler 220 Dollar verdient oder verloren, je nachdem, ob er auf dem Markt Long oder Short war. Gleichermaßen riskiert ein Händler, der im Dezember bei 2975 Kakao Short geht und einen Buy-Stop bei 3000 setzt, insgesamt 25 Punkte oder 250 $ (plus Kommissionen, Gebühren und potenzieller Slippage).

Dies wird berechnet, indem der (höhere) Einstiegspreis vom (niedrigeren) Stop-Preis subtrahiert und mit 10 ((3000 – 2975) × 10) multipliziert wird. Wenn derselbe Händler eine Limit-Order platziert, um einen Gewinn aus dem Handel bei 2940 zu erzielen, wäre er um 35 Punkte oder $350 ((2975 – 2940) × 10) profitabel, wenn sie ausgeführt würde.

Coffee – Futures

Kaffee wird in Cents und Hundertstel eines Cents per Pound (~Pfund) notiert. Kaffee-Futures werden in Kontrakten zu 37.500 Pfund gehandelt; dementsprechend ist jeder Cent Preisbewegung für den Händler 375 $ wert (0,01 $ × 37.000 Pfund). Der Multiplikator beträgt also 375.

Das das Dezimalzeichen beim Kaffeepreis soll daher nicht dazu dienen, Dollar und Cent voneinander zu trennen. Stattdessen ist es eine Möglichkeit, jeden Cent in seine Bruchteile aufzubrechen.

Zur Klarstellung: Wenn die Preise von 123,50 auf 124,00 steigen, hat der Markt um einen halben Cent zugelegt.

Wenn sich beispielsweise der Märzkontrakt im Kaffee von 115,00 auf 116,00 bewegt, dann hätte ein Trader, der in diesem Kontrakt Long gewesen ist, 375 $ gewonnen (ohne Transaktionskosten zu berücksichtigen).

Der Minimum Tick für Kaffee liegt bei 5/100stel eines Cents oder 0,05ct.

Orange Juice – FCOJ

Der zugrunde liegende Rohstoff bei Orangensaft-Futures ist gefrorenes Orangensaft-Konzentrat. Du liest in dem Zusammenhang auch oft die Abkürzung FCOJ – Frozen Concentrated Orange Juice. 

Wie weiter oben bereits erwähnt: O-Saft-Futures werden, wie Kaffee-Futures, in Cent pro Pfund gehandelt; der minimale Tick beträgt ebenfalls 0,05ct. Auch hier dient das Dezimalkomma nicht dazu, Dollar und Cent zu trennen sondern Cent und Cent-Bruchteile.

Ein Kontrakt dieses Futures beläuft sich auf 15.000 Pfund des gefrorenen Konzentrats, daher hat der Futures einen Multiplikator von 150. D.h., jede Preisänderung um 1ct. bedeutet für den Trader einen Gewinn oder Verlust von 150$.

Ein Beispiel:

Beispiel zur Notierung und Preisberechnung bei Orange Juice
Abb. 2: Beispiel zur Preisberechnung bei Orange Juice

Ein Händler steigt am 18.06. bei 123,65 Long in den Markt ein. Am 01.07. erreicht er sein Tradingziel bei 128,85. Wie hoch ist sein Gewinn pro Kontrakt? (Antwort weiter unten …)

Sugar #11

Zucker wird an der NYBOT (New York Board Of Trade – eine Tochtergesellschaft der ICE) in zwei verschiedenen Kontrakten gehandelt: Sugar #11 und Sugar #16. Der Zucker #11 ist der “internationale Zucker” aus Anbaugebieten außerhalb der USA, Zucker #16 dagegen ist der “domestic”, also einheimische (US-) Zucker.

Für uns als Trader von Interesse ist aufgrund seiner wesentlich höheren Liquidität eigentlich nur der Zucker #11, Zucker #16 (oder andere Klassifikationen wie z.B. ‚White Sugar #2‘) sind weniger gehandelte Märkte mit fehlender Liquidität .

Der Zucker-Futures basiert auf einer Kontraktgröße von 112.000 Pfund. Die Notierung erfolgt hier in Cents und 1/100tel Cents. Ein Tick entspricht also einem Wert von 11,20$, der Preisanstieg von 1ct würde für den Trader 1.120$ Gewinn bzw. Verlust bedeuten.

Zucker galt früher als idealer Markt für den Einsteiger, da die Margen relativ niedrig waren, ebenso wie die Volatilität und das Risiko.  In den letzten Jahren kam es jedoch bei Zucker-Futures zu großen und heftigen Preisbewegungen, die eine Teilnahme sehr viel schwieriger und auch teurer machten, als sie es früher war.

Der Chart zeigt den Preisverlauf von Zucker #11 über 30 Jahre. Berechne die Differenz der beiden Werte zum zum Zeitpunkt November 2010 und Aug. 2015.

Kursverlauf Zucker #11 über 30 Jahre
Abb. 3: Kursverlauf Zucker #11 über 30 Jahre

 

Cotton

Baumwoll-Futures werden in 50.000-Pfund-Kontrakten gehandelt und in Cents pro Pfund notiert; auch hier ist der Dezimalpunkt nicht dazu gedacht, Dollar und Cents zu trennen. Vielmehr trennt er wie bei den vorher besprochenen Commodities Cents von Cent-Bruchteilen.

Mit anderen Worten: wenn Baumwolle zu 68,50 gehandelt wird, wird sie als 68 1/2 Cent gelesen. Aufgrund der Kontraktgröße ist jeder minimale Tick einer Preisbewegung einem Händler $5 wert, und jeder Cent einer Preisbewegung entspricht $500 ($0,01 × 50.000). Wenn also ein Spekulant Juli-Baumwolle zu 60,35 verkauft und später aus seiner Position bei 67,30 mit Verlust ausgestoppt wird, beträgt der Gesamtschaden für sein Handelskonto 6,95 Cent/Pfund oder ​$3.475.

Lumber (Nutzholz)

Beim Lumber handelt es sich um einen von Tradern kaum gehandelten Kontrakt, und solange sich die Liquidität nicht verbessert, solltest du dich von ihm fernhalten.

Wenn du trotzdem darauf bestehst, mit Lumber zu handeln, musst du bereit sein, große Spreads, Gaps und eine beachtliche Slippage beim Ein- und Aussteigen aus deiner Position zu akzeptieren.

Ein Beispiel hierfür zeigt dir folgender Chart (Quelle: barchart.com hier
→ https://www.barchart.com/futures/quotes/LSX20/interactive-chart )
Beachte Volumen (Balken) und Open Interest (violette Linie) im Subchart.

Lumber November 2020 - LSX20
Abb. 4: Lumber November 2020 – LSX20

 

Die Kontraktgröße für Schnittholz beträgt 110.000 bd.ft. (Board Feet) und wird in Dollar und Cent angegeben. Daher entspricht jeder Tick einer Preisbewegung 11 $, und jede Dollarbewegung entspricht 110 ​$, was du als Multiplikator verwendest.

1 Board Foot (Bemaßung bei Lumber - Kontrakten)
Abb. 5: 1 Board Foot (Bemaßung bei Lumber – Kontrakten)

Im Falle von Lumber Futures wird die Dezimalstelle in ihrem üblichen Kontext verwendet. Wenn der Markt bei 479,90 gehandelt wird, wird das als ​479$ & 90ct pro 1.000 bd.ft. interpretiert.

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Quellen:

Charts in Abb. 2, 3 & 4: barchart.com/futures

Intercontinental Exchange: https://www.theice.com/products/Futures-Options

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