„Risiko entsteht, wenn man nicht weiß, was man tut“. Warren Buffet
Die Problematik: im Dschungel der Rohstoffnotierungen
Leider ist die Notierung und das Berechnen von Rohstoffen auch der frustrierendste Aspekt des Rohstoffhandels. Im Gegensatz zu Aktien, bei denen alle Wertpapiere auf die gleiche Art und Weise berechnet werden, hat jeder Terminkontrakt seine eigenen Regeln.
Obwohl Futureskontrakte standardisiert sind, zeigt die Betrachtung von Rohstoffen unterschiedlicher Basiswerte, dass die Daten und die entsprechenden Berechnungen hier Welten voneinander entfernt sind. Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Broker unterschiedliche Formate für die Anzeige von Futures-Preisen verwenden. Die Fähigkeit, das Chaos schnell und präzise zu durchforsten, um die gewünschten Informationen und Zahlen abzuleiten, erfordert ein beträchtliches Maß an Erfahrung.
Ich hoffe, dass die folgenden Erläuterungen deine Lernkurve verkürzen können, wenn du dich auf den Weg machst, die Futuresmärkte als Einkommensquelle zu erschließen.
Einige der Unterschiede bei der Notierung und Berechnung von Rohstoffkontrakten ergeben sich aus dem zugrunde liegenden Produkt selbst. Ein erheblicher Teil der Diskrepanzen bei den Preisformaten und Notierungsmethoden ist jedoch auf Unterschiede bei den Anbietern der Kontrakte zurückzuführen.
Bis vor kurzem wurde der US-Rohstoffhandel von vier Börsen dominiert, die jede ihre eigenen Ansichten darüber hatte, wie die Geschäfte am Markt zu führen sind:
- CBOT (Chicago Board Of Trade)
- CME (Chicago Mercantile Exchange)
- NYMEX (New York Mercantile Exchange)
- ICE (Intercontinental Exchange)
Das Versäumnis der Industrie, sich an kongruente Vorgaben zu halten, führte zu massenhafter Verwirrung unter den Tradern. Selbst Broker hatten es schwer, Schritt zu halten. Zu den Inkonsistenzen zwischen Börsen und Produkten gehörten
- unterschiedliche Handelszeiten,
- akzeptierte Orderarten,
- Richtlinien für die Auftragsabwicklung,
- Preisgrenzen,
- Verfallsdaten und Lieferregeln,
- Feiertagshandelszeiten
und vieles mehr. Da alle Börsen unabhängig voneinander arbeiteten, entstand ein Umfeld, in dem es schwer war, zu traden. Glücklicherweise hat die Gründung der CME-Group dazu geführt, dass nun drei der wichtigsten Börsen unter einer gemeinsamen Führung agieren.
Ein Ausweg: Preisberechnung enttarnt
Obwohl durch die Fusionen von CBOT, CME und NYMEX eine gewisse Einheitlichkeit in die Branche gebracht wurde, besteht die Komplexität in Bezug auf Kontraktgröße, Punktwert und Angebotsformat nach wie vor. Bedauerlicherweise wird sich das vermutlich nie ändern und das Lesen und Berechnen von Rohstoffpreisen wird wahrscheinlich nie einfacher werden.
Beispielsweise werden einige Rohstoffe in Bruchteilen und andere in Dezimalstellen angegeben. Darüber hinaus wird bei einigen Dezimalstellen die Differenz zwischen Dollar und Cent angegeben, bei anderen die Differenz zwischen Cents und Cent-Bruchteilen. Daher zunächst zwei Regeln für den Umgang mit Notierungen und Kontraktspezifikationen beim Berechnen der Preise, Werte, Gewinne und Risiken:
Regel Nr. 1: Verwende Multiplikatoren, nicht Kontraktgrößen
Ein Großteil der geschriebenen Literatur zum Futures-Handel ermutigt beginnende Händler, Kontraktwerte und Gewinn- und Verlustzahlen über die Kontraktgröße zu berechnen. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Verwendung von Kontrakt-Multiplikatoren zu einer einfacheren Berechnung führt. Das liegt daran, dass dies in der Regel mit kleineren Zahlen, weniger Verwirrung über Dezimalstellen und Brüche und somit mit weniger Raum für Fehler verbunden ist.
Ein Multiplikator ist einfach der Dollarwert einer bestimmten Preisbewegung bei dem zugrunde liegenden Rohstoff. Diesen Multiplikator findest du in den Kontraktspezifikationen als POINT bzw. „Point-Value“ bezeichnet:



Jede Kursänderung kann mit diesem Multiplikator multipliziert werden, um den Wert der Preisänderung zu ermitteln. Eine ähnliche Berechnung kann auch durchgeführt werden, um das Risiko zwischen dem Einstiegspreis und der platzierten Stop-Loss-Order oder dem Einstiegspreis und der platzierten Gewinn-(Limit-) Order zu bestimmen.
Bei den meisten Rohstoffen verwenden wir einen Cent als Multiplikator, bei anderen hingegen einen Dollar als Preisänderung. Wenn wir einige Beispiele durchgehen, wird diese Unterscheidung deutlicher.
Die Futuresbranche ist berüchtigt für ihre mangelnde Einheitlichkeit. Fusionen der CBOT, CME und NYMEX haben die Kontinuität zwischen den verschiedenen Rohstoffmärkten verbessert, aber das Notieren und Berechnen von Futures wird für Neueinsteiger immer eine Herausforderung sein.
Ausserdem ist es vermutlich einfacher, sich einen Multiplikator zu merken, als die Kontraktgröße. Was ist einfacher: sich daran erinnern, dass eine Preisbewegung bei Mais von einem Punkt 50 Dollar wert ist, oder sich daran erinnern können, dass ein Mais-Futures-Kontrakt 5.000 Scheffel des zugrunde liegenden Rohstoffs darstellt. Schließlich handeln du den Rohstoff in der Hoffnung, Geld zu verdienen, und nicht mit der Absicht, Mais zu liefern oder anzunehmen.
Es lässt sich hier leicht erkennen, dass der Multiplikator von 50 Dollar letztlich nichts anderes als das Ergebnis der Multiplikation der Kontraktgröße mit einem Cent (5.000 × 0,01) ist. Einfacher zu merken erscheint mir die Sache mit dem Multiplikator trotzdem.
Regel Nr. 2: Bleibe Stets Positiv
Es mag jetzt trivial klingen, aber du musst folgendes Konzept wirklich verstehen:
Es ist für jeden Menschen einfacher, mit positiven Werten zu arbeiten; negative Zahlen führen zu Verwirrung und erzeugen Berechnungsfehler. Dem entsprechend solltest du immer die kleinere Zahl von der Größeren subtrahieren, um einen positiven Wert zu erhalten. Das bedeutet jedoch, dass du dir dabei bei der Berechnung im Klaren sein musst, ob du gerade einen Gewinn oder einen Verlust ermittelst.
Jedes Mal, wenn ein Trader billig kaufen und teuer verkaufen kann, ist dies ein profitables Unterfangen. Wenn er im Gegenteil niedrig verkaufen und zu einem höheren Preis zurückzukaufen muss, führt das zu einem Nettoverlust. Subtrahiere also immer den kleineren Preis vom Größeren und interpretiere das Ergebnis entsprechend als Gewinn oder Verlust.
Lass mich das Ganze an einem Beispiel erläutern:
Ein Trader steigt am 08.06. bei 516,6 Short in Weizen ein. Am 19.06. erreicht er sein Ziel bei 485,2 und wird ausgestoppt. Welchen Gewinn oder Verlust kann er verbuchen?
Die Kontraktspezifikationen von Weizen:

Versuche die Frage zu beantworten, bevor du weiterliest.
Antwort: Der Trader aus diesem Beispiel verdient 1.570$. Warum? Der Lösungsweg:
(516,6 — 485,2) x 50$ = 1.570$
Um dieses Prinzip zu verstehen und zu verinnerlichen, solltest du dir die Zeit nehmen und als „Hausaufgabe“ ähnliche Berechnungen unterschiedlichen Rohstoffen durchführen.
Hierfür einige ausgewählte Rohstoffe mit ihren Kontraktspezifikationen:

So viel für’s Erste…
“Kursnotierung und Gewinn-/ Verlustberechnung” bei diversen Rohstoffen sein. Ich will dir damit, vor allem wenn du Einsteiger in der Materie “Futurestrading”
“Grains”, also Getreidefutures, befassen.
Lies den nächsten Artikel hier: Kursnotierungen und Preisberechnung bei Weizenfutures…
______________________________________________
Qellen: https://www.barchart.com/futures